Eine spannende Reise

Die Trächtigkeit wird in Fachkreisen als Gravidität bezeichnet. Der Ultraschall und die Röntgendiagnostik lassen uns an der Entwicklung Teil haben. Doch was passiert vor und nach diesen Entwicklungsstadien? Kommen Sie mit auf eine spannende Reise durch die Welt der Welpenentwicklung.

Q

0. Tag

Die Deckung

Nach dem Deckakt treten die Spermien ihre bis zu 8 cm lange Reise an, Dauer ca. fünf bis acht Stunden. Mit etwas „Rückenwind“ des Prostatasekrets starten mehrere Millionen kleiner wackelnder Spermien und wandern über die Uterushöhle in Richtung Eileiter. Nach ca. fünf bis acht Stunden kommen sie an. Die zehn bis fünfzehn gebildeten Eizellen nicht sofort nach dem Eisprung befruchtungsfähig, sondern sie müssen zwei bis drei Tage im Eileiter reifen. Die Spermien sind in diesem Milieu ca. eine Woche lebensfähig, vereinzelt bis zu vierzehn Tage. Das ist wichtig, denn wenn die Spermien zu früh beim Ei eintreffen, müssen sie die Reifung noch abwarten. Sie hängen sich an die Eileiterwand und warten auf den richtigen Zeitpunkt.

Bei der Verschmelzung von Eizelle und Spermium vereinen sich die Chromosomensätze und bilden die Grundlage für den genetischen Code des Welpen.

1. Tag

Die Befruchtung

Jetzt geht das Gerangel richtig los. Sobald die Eizellen befruchtungsfähig sind, fangen die Spermien an, den Eizellen entgegen zu schwimmen.

Alle Spermien stürmen los, aber jeweils nur eines schafft es, sich mit der geeigneten Proteinmischung durch die Schutzhülle (zona pellucida) des Eies zu brennen. Sofern ein Spermium vom Ei umhüllt wird, verändert sich die Membran und lässt keine weiteren Spermien mehr hindurch, Dauer des Eindringens ca. 20 Minuten.

Die Eizellen teilen sich nun täglich. Die werden zu Zweizellern, Achtzellern, Vielzellern und werden somit zu kleinen Zellhäufchen. Die Grundform „Hund“ wird bestimmt und die einzelnen Zellen werden programmiert

Die Gebärmutterschleimhaut wird für die Einnistung der befruchteten Eizellen vorbereitet.

Nun beginnt die spannende Entwicklung der befruchteten Eizelle zu einem süßen Hundewelpen.

8.-12. Tag

Entwicklung der Embryonen

Die Zellhäufchen entwickeln sich in rasender Geschwindigkeit zu Blastozysten. So nennt man noch nicht voll entwickelte embryonale Zellen. Sie wandern weiter Richtung Gebärmutter.

Vom achten bis fünfzehnten Tag nach der Befruchtung erreichen die Embryonen die Gebärmutter.

Tag 12 – 15

Am 13.–15. Tag schlüpft die Blastozyste aus der Schutzschicht (Zona Pellucida) um weiter wachsen zu können und die Kontaktaufnahme (Implantation) mit der Mutter zu ermöglichen.


16. Tag

Wanderung in die Gebärmutterhörner

In der Gebärmutter liegen die sich weiter teilende Embryonen zunächst frei für ca. fünf bis sieben Tage. Danach verteilen sie sich gleichmäßig in den Gebärmutterhörnern (sogenannte Implantationskammern).

Die Gebärmutterhörner sind zwei schlauchartige Fortsätze der Gebärmutter in denen die Welpen den Großteil der Trächtigkeit verbringen.

Die Blastozysten, die keinen Platz ergattern konnten sterben ab und werden von der Gebärmutter für uns unbemerkt resorbiert.

Am 16. Tag sind übrigens schon Gehirnanlagen vorhanden.


19. Tag

Einnisten in Gebärmutter

Zwischen dem 18. und 20. Tag nisten sie sich dann in der Gebärmutter ein und die Ausbildung der Plazenta beginnt.

Die Entwicklung der Embryonen schreitet voran. Die drei Keimblätter (Ektoderm, Entoderm, Mesoderm) entwickeln sich, aus denen sich später die Organanlagen ausbilden.

Die Ebryonen sind nun ungefähr so groß wie eine Erbse.

Der Hormonhaushalt und der Stoffwechsel der Hündin stellt sich nun auf die veränderten Ansprüche ein, nun kann sich auch ihr Verhalten ändern. Sie schläft oft mehr, frißt mehr oder gar nicht und es kann Brechreiz auftreten. Außerdem verhält sich die Hündin jetzt sehr anhänglich.


20. Tag

fester Platz erreicht

Nun besitzt auch jeder Embryo seinen festen Platz in der Gebärmutter. Der Kopf hat begonnen, sich zu entwickeln und es bilden sich winzige Knospen, aus denen schliesslich die Vorderbeine werden (Tag 22). Die Knospen der Hinterbeine entwickeln sich einen Tag später, ebenso die ersten Zeichen der Augen, die Riemenbögen, Herzwulst und die Urwirbel (Tag 20).

Der Embryo beginnt den Kopf nach vorn zu neigen und rollt sich in die klassische Fötenstellung zusammen. Zuerst bildet sich das Neuralrohr, der Vorläufer des Gehirns und Rückenmarks. Während dieser Zeit bilden sich die inneren Organe. Die fötale Zirkulation entwickelt sich und das Herzchen schlägt schon.

25. Tag

Ausprägung der Sinnesorgane

Mit 25 Tagen sind die Embryonen ca. walnussgroß. Die Ohren werden am 26. Tag gebildet, Augenhülle und Tasthaare bilden sich am 27. Tag. Beine, Pfoten und Zehen (zu diesem Zeitpunkt noch schwimmhäutig) sind deutlich erkennbar.

Im derzeitigen Zustand sind die Föten sehr stark defektgefährdet und die Hündin muss entsprechend sorgfältig geschützt und betreut werden.

Die Hündin kann zähflüssigen, klaren bis milchig-trüben Schleim absondern, meist ein sicheres Zeichen für eine Trächtigkeit.

Man sagt, ab dem 21. Tag bis zum ca. 31. Tag sei der Trächtigkeitsnachweis per Ultraschall möglich. Ich wähle immer die goldene Mitte und gehe um den 25. Tag zum Ultraschall. Die Früchte sind sehr gut zu erkennen.

Falls die Hündin nicht aufgenommen hat und leer geblieben ist, kann die Tierärztin auch dieses eindeutig erkennen.

28. Tag

Ende der Embryonalperiode

Um den 28. Tag ist die Plazentabildung beendet. Am Ende dieser Embryonalperiode sind beim Hund alle wichtigen Organsysteme im Groben angelegt, die endgültige Körperform ist bereits in ihren Grundzügen erkennbar und die Gesichter nehmen Gestalt an. Die Nervenstränge im Rückenmark werden gebildet.

Ab diesem Zeitpunkt heißt es auch nicht mehr Embryo, sondern Fötus.

Der Herzschlag der Embryos / der Föten ist von geübten Personen wahrnehmbar. Besonders zwischen dem 24. und 28.Tag der Trächtigkeit sind die 1 bis 2 cm großen Ampullen als kugelige Wölbungen durch erfahrene Geburtshelfer zu ertasten.

Die Proteinzufuhr der Hündin wird nun durch entsprechende Fütterung erhöht und anstrengende Aktivitäten wie Sport und Besuche werden nun vermieden.

30. Tag

Die zweite Trächtigkeitshälfte

Die blau schimmernde Hülle über den Augen dient als Schutz des sich entwickelnden Sehorgans.

Ein Anschwellen der weiblichen Scham wird ebenfalls bemerkbar. Die Zitzen der Hündin beginnen sich aufzurichten und färben sich rosa. Sie hört auf, die Beine anzuziehen, weil das
Gewicht ansteigt und die Welpen sich drehen. Es kann auch zu einem vermehrten Schlafbedürfnis kommen.

Wie auf einer Perlenkette aufgereiht befinden sich die Fruchtanlagen nun immer in der gleichen Reihenfolge in den Gebärmutterhörnern. Die Plazenta liefert Ihnen alles, was sie für die Entwicklung benötigen. Die ersten Tasthaare sprießen. Der Embryo bereitet sich für den Übergang zur Fetalperiode vor. Der Welpe ist ungefähr so groß wie eine Traube.

Der Fötus durchläuft am 31/32. Tag noch mal eine spannende und heikle Entwicklung. Es kommt zum so genannten Nabelbruch, d.h. der Darm wird kurzzeitig aus der Körperhöhle verlagert um schneller wachsen zu können.

33. Tag

Fruchtampullen wachsen zusammen

Bis zum Beginn der Fetalperiode ist die Entwicklungsgeschwindigkeit der eines Menschenembryos gleichzu setzen, doch dann zünden die die Welpen den „Turbo-Boot“. Sie müssen sich nun in kürzester Zeit geburtsfähig entwicklen.

Die Gebärmutter zeigt zunächst oviole Fruchtampullen , die um den 33. bis 35. Tag ”zusammenfließen” und zu Schläuchen auswachsen. Die Gebärmutter faltet sich, da der
Platzbedarf der Welpen enorm ist.

Achtung! Um den 35. Tag ist die Organogenese (Organbildung) bei den Welpen abgeschlossen. Bis dahin sind die Welpen äußerst empfindlich für äußere Einwirkungen wie Medikamente (z.B. auch Wurmkuren!), Impfungen, Röntgenstrahlen, Vitaminmangel und –überversorgung, Überhitzung (z.B. im Auto) und Umweltschadstoffe (z.B. Düngemittel in Pfützen), da der Fötus durch die Nabelvene und ‑arterie direkt mit der Mutter verbunden ist.

Auf negative Einflüsse auf die Hündin sollte man deshalb in dieser Zeit ein besonderes Augenmerk richten, da es sonst zu Fehlbildungen oder zum Absterben der Föten kommen kann!

Am 35. Tag sind die Augen und Ohren fertig entwickelt und die Finger sind separiert.

38. Tag

Fell und ‑farbe entwickeln sich

Die Augenlider sind jetzt ausgebildet und die Finger sind vollständig getrennt und gespreizt. Barthaare und Krallen beginnen sich zu entwickeln, ebenso die Form der Handplatte und die Anlage der Augenbrauen. Auch die Hautpigmentation und die Fellfarbe beginnt sich zu entwickeln und ist am 52. Tag abgeschlossen.

Die Föten sehen nun aus wie Hunde, das männliche Geschlecht ist bestimmbar (Tag 35). Sie sind jetzt ziemlich resistent gegen Störungen in der Entwicklung. Die Föten wiegen ca. 6 Gramm und sind ca. 45 mm lang. Die Hündin wird mit der Welpenbox vertraut gemacht. Die Mahlzeiten sollte auf 3–4 kleinere Portionen aufgeteilt werden.

Die Zitzen der Hündin werden dunkler und vergrößern sich. Eine gute Muskulatur ist wichtig für eine reibungslose Geburt, deshalb sollte die Hündin weiterhin ausreichend Bewegung haben.

Extreme Anstrengungen wie Joggen mit der Hündin, Fahrradtraining, Schwimmen in kalten Gewässern etc. sollten aber vermieden werden.

Die Hündin wird auf Spaziergängen vielleicht etwas träger und spielt nicht mehr gern mit anderen Hunden. Sie schützt ihre Flanken und lässt fremde Hunde nicht mehr nah an sich heran.

43. Tage

Rapides Wachstum

Am 40. Tag wird der Darm wieder in die Körperhöhle verlagert.

Das letzte Drittel der Trächtigkei hat begonnen.Die Föten wachsen jetzt sehr schnell. 3/4 des Wachstums der Föten fällt in dieses letzte Drittel.

Wenn die Hündin einen durchschnittlichen oder großen Wurf trägt, kommt es zur Faltung der Gebärmutterhörner, wodurch sich ihre äußeren Linien drastisch verändern. Diese Veränderung wird nicht sichtbar, wenn nur zwei bis drei Welpen vorhanden sind.

Die Körper der Welpen fühlte sich bisher fast an wie Wackelpudding, aber ab jetzt ist alles ganz anders.

In den bisher knorpeligen Knochen der Föten beginnt die Verkalkung, d.h. die Skelettausbildung beginnt und die Knochen mineralisieren. Die Welpen können nun leicht unter der Bauchdecke ertastet, jedoch schlecht gezählt werden.

Die Haare am Bauch der Hündin fallen aus.

Die Hündin sollte jetzt keine rauen Spiele mit anderen Hunden spielen oder springen.

Per Röntgenaufnahme lassen sich Anzahl und Größe der Welpen bestimmen.

45. Tag

Raumfahrer im Weltall

Der Fötus hängt an der Nabelschnur wie ein Raumfahrer im Weltall und bewegt sich frei in der mit Fruchtwasser gefüllten Blase. So ist er fantastisch stoßgesichert.

Sein Haarkleid ist noch schütter, die endgültige Pigmentierung ist jedoch schon fertig. Die Ohrmuscheln sind fertig ausgeprägt und auch das typische Merkmale – wie hier das Faltengesicht des Mastiffs – sind lange vor der Geburt zu erkennen. Die Föten hecheln bereits im Mutterleib, dadurch schützen sie sich schon vor der Geburt vor Überhitzung, da ihnen die Schweißdrüsen fehlen.

Bei der Hündin merkt man langsam eine Umfangsvermehrung, ein verdicktes Gesäuge und einen verstärkten Appetit. Der Bauch vergrößert sich, ihr Gesamtgewicht kann sich während der Tragzeit um 20 bis 30 % erhöhen.

Ab ca. dem 47. Tag kann man die Welpnbewegungen von außen sehen, wenn der Hund in entspannter Rückenlage liegt und man ganz genau hinschaut. Die Welpen werden immer größer und der Platz wird knapp.

57. Tag

Sichere Geburt wäre möglich

Ab diesem Zeitpunkt können die Welpen sicher geboren werden, die Lunge und andere wichtige Lebensfunktionen sind geburtsbereit entwickelt. Augenlider und Gehörgänge sind noch geschlossen.

Die letzten vier Tage in der Gebärmutter dienen zur stärkeren Ausprägung der Merkmale, die Welpen nehmen nochmal stark an Gewicht zu.

Bereits jetzt sind die Welpen berührungsempfindlich und werden es genießen, wenn man der Hündin regelmäßig den Bauch streichelt.

Die Hündin hat weniger Hunger, was durch den Platzmangel im Bauch verursacht wird. Sie verbringt sehr viel mehr Zeit mit der eigenen Körperpflege. Die Zitzen schwellen weiter an, es kann schon zu einer ersten Milchproduktion kommen.

Die Hündin wird unruhiger und sucht einen geeigneten Platz fürs Werfen. Auch die Welpen werden unruhig, denn es wird immer enger.

Die Körperbehaarung ist nun vollständig ausgebildet und in den letzten Tagen erfolgt noch der Feinschliff.

Die Bewegung der Welpen im Mutterleib ist leicht erkennbar, wenn man die flache Hand vorsichtig auf den Bauch der Hündin legt. Sie muss dazu völlig entspannt sein.

59. bis 63. Tag

Die Geburt steht kurz bevor

Die Hündin wird ruhelos und beginnt, Nestbauverhalten zu zeigen. Sie sucht nach einem geeignetem Platz zum Werfen, gräbt Höhlen, scharrt überall herum, hechelt. Es kann eine weiße Scheidenflüssigkeit abgesondert werden.

Anzeichen der bevorstehenden Geburt:

  • einen Tag vor der Geburt werden Hüftknochen erkennbar, weil sich die Früchte absetzen. Dabei geben die Bänder der Gebärmutter nach, die Welpen werden auf die Geburt vorbereitet und in Position gebracht
  • viele Hündinnen verweigern das Futter
  • wenn die Körpertemperatur um 1,5 bis 2°C absinkt, werden die Welpen innerhalb der nächsten 6 bis 24 Stunden geboren.
  • zunehmende Unruhe, hechelt deutlich mehr, unsicherer Ausdruck/Abwesenheit
  • rennt ständig rein und raus… leert Blase und Darm, legt sich wieder hin… rennt wieder los…
  • wenn man genau hinsieht kann man nun schon die Senkwehen erkennen
  • Vulva lecken und schleimige Ausscheidungen
  • häufiges Schlucken, Zittern, Winseln; Dauer ca. 6 bis 12 Stunden

Nach dem ersten Wunder der Befruchtung und dem zweiten Wunder der Entwicklung zu einem geburtsfähigen Welpen, folgt nun das dritte Wunder: DIE GEBURT.

Fotos: National Geographic und eigen, Quellen: Wikipedia, Praxisbuch der Hundezucht und eigen